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Bhaag Milkha Bhaag

Regie: Rakeysh Omp­ra­ka­sh Mehra
Dreh­buch: Pra­so­on Joshi
Musik: Shankar-Ehsa­an-Loy
Dar­stel­ler: Far­han Akhtar, Sonam Kapoor, Divya Dut­ta, Art Malik, Pavan Mal­ho­tra, Yograj Singh, Jap­tej Singh
Län­ge: 188 Min.
Im Kino: 2013
Alter: ab 12
Bewer­tung: ★★★★-
For­mat: DVD Kopie

Der Film erzählt die Geschich­te der tat­säch­lich exis­tie­ren­den indi­schen Sport-Legen­de Milkha Singh. Der 1935 in Govin­dpura (heu­ti­ges Paki­stan) gebo­re­ne Sikh erlebt als 12 jäh­ri­ger die Tei­lung des indi­schen Kon­ti­nents in Paki­stan und Indi­en, die Aus­schrei­tun­gen und Flucht nach Indi­en. Dabei ver­liert er sei­ne Eltern und rennt im wahrs­ten Sinn des Wor­tes um sein Leben. In der indi­schen Armee läuft er sein ers­tes Ren­nen für ein Glas Milch, a glass of milk(ha), und getrie­ben von den unaus­lösch­li­chen Jugend­er­in­ne­run­gen. Sei­ne leicht­ath­le­ti­schen Fähi­glei­ten wer­den erkannt und geför­dert, er setzt sich gegen sämt­li­che indi­schen Kon­kur­ren­ten durch. 1958 gewinnt er bei den Asi­en- und Com­mon­wealth-Spie­len Gold­me­dail­len über 200 und 400m. Milkha Singh ist in Indi­en nun ein Star. Nach den Olym­pi­schen Spie­len 1960 in Rom — Milkha Singh ver­passt die Medail­len nur knapp — zieht er sich zurück. Die indi­sche Regie­rung unter Neh­ru möch­te ihn als Lea­der für die eben orga­ni­sier­ten indo-paki­sta­ni­schen Freund­schafts­spie­le por­tie­ren. Aus­ge­rech­net Paki­stan, aus dem Milkha Singh um sein Leben gerannt ist!

Das packen­de Dra­ma wird getra­gen von ein­drück­li­chen (Retro)-Bildern der indi­schen Tei­lung und der Figur des erwach­se­nen Milkha, als Sol­dat, Sport­ler und Mann. Zwangs­läu­fig steht Far­han Akt­har (Milkha Singh) stets im Mit­tel­punkt, um ihn dreht sich die Geschich­te. Der Pro­du­zent, Regis­seur, Dreh­buch­au­tor, Kom­po­nist und Schau­spie­ler (!) hat sich 18 Mona­te auf die­sen Dreh vor­be­rei­tet, sein Leben umge­krem­pelt. Die­ses Enge­ge­ment wird belohnt durch eine der aus­ser­ge­wöhn­lichs­ten Schau­spiel­leis­tun­gen im indi­schen Kino der letz­ten Jah­re. Er wirkt abso­lut glaub­wür­dig, als Läu­fer wie auch als Getrie­be­ner der Ver­gan­gen­heit. Neben Far­han Akt­har ver­blas­sen die Dar­stel­lun­gen von Sonam Kapoor (Biro), Divya Dut­ta (Isri Kaur, Milkhas Schwes­ter), Yograj Singh (Ran­ve­er Singh). Nicht das sie schlecht wären, die Prä­senz der ein­zel­nen ist aber recht kurz. Pavan Mal­ho­tra (Guru­dev Singh, Coach) ist mit sei­ner meist düs­te­ren Mie­ne eine Ent­de­ckung. Mit Jap­tej Singh (jun­ger Milkha) ist es nicht schwer mit­zu­lei­den in den blu­ti­gen Zei­ten der Partition.

Über die Län­ge des Films (mehr als 3 Stun­den) und die oft wie­der­keh­ren­den, ähn­li­chen Lauf­sze­nen kann man geteil­ter Mei­nung sein, bei dem Stoff mit die­sen Schau­spie­lern könn­te ich noch stun­den­lang zuse­hen… Abstri­che gibt es beim Dreh­buch, das ein­zel­ne Figu­ren zwar ein­führt und in die Geschich­te ein­bin­det, irgend­wann aber ein­fach ver­liert.
Die Musik ist sehr spar­sam ein­ge­setzt und eine Ergän­zung zu den Film­sze­nen, wirkt nie als Fremd­kör­per oder Film­pau­se. Und da die Geschich­te im Pun­jab spielt, ist der Sound für Bhan­g­ra-Fans natür­lich ein Ohren­schmaus, Ach­sel­zu­cken garantiert!

BMB ist kein Sport­film, wer «am Schluss gewinnt» oder wie vie­le Medail­len Milkha Singh ein­heimst ist eigent­lich neben­säch­lich. Und doch geht es auch um den (berech­tig­ten) Stolz aller Inder — nicht nur Sikhs — auf Milkha Singh, einer der ganz weni­gen indi­schen Sport-Stars (aus­ser natür­lich im Kri­cket). War­um das Mil­li­ar­den­volk nur ganz, ganz sel­ten einen Sport­ler von inter­na­tio­na­lem For­mat her­aus­bringt, auf die­se Fra­ge weiss (auch) die­ser Film kei­ne Ant­wort. Eine wit­zi­ge Andeu­tung auf das uner­klär­li­che Ver­hält­nis von Indern zum Sport ist in der Sze­ne, als der Armee-Offi­zier die Sol­da­ten fragt, wer schon ein­mal ein Ren­nen gelau­fen ist. Die Ant­wort eines Sol­da­ten: Ja, ich bin ein­mal vor einem Hund davon­ge­rannt… Eine klei­ne Flun­ke­rei leis­tet sich der Film in die­sem Zusam­men­hang: Milkha Singh ist in sei­nem wirk­li­chen Leben nie Welt­re­kord gelaufen.