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Jab Tak Hai Jaan

Regie: Yash Cho­pra
Dreh­buch: Adit­ya Chopra
Musik: A. R. Rahman
Dar­stel­ler: Shah­rukh Khan, Kat­ri­na Kaif, Anush­ka Shar­ma, Rishi Kapoor, Neetu Singh, Anu­pam Kher, Sari­ka, Sharib Hash­mi, Bikram­jeet Kanwarpal
Län­ge: 175 Min.
Im Kino: 2012
Alter: ab 6
Bewer­tung: ★★★★-
For­mat: Ori­gi­nal DVD

 

Kasch­mir 2012: Major Samar Anand (Shah­rukh Khan) arbei­tet für die indi­sche Armee als Bom­ben­ent­schär­fer in Nord­in­di­en. Im Gegen­satz zu sei­nen Kol­le­gen trägt er bei sei­nem Job nie Schutz­an­zü­ge, er scheint weder Angst vor den Bom­ben noch vor dem Tod zu haben. Bei einer Motor­rad­fahrt in den Ein­öden des Ladakh-Gebiets, ret­tet er Aki­ra Rai (Anush­ka Shar­ma) vor dem Ertrin­ken in einem sau­kal­ten See. Damit sie nicht friert, legt er ihr sei­ne Army-Jacke um, in deren Tasche sein Tage­buch ist. Aki­ra liest das Tage­buch und erfährt ziem­lich erschüt­tert, war­um Samar «der Mann, der nicht ster­ben kann» genannt wird.
Lon­don, im Jah­re 2002: Samar arbei­tet als Gele­gen­heits­ar­bei­ter und Stras­sen­mu­si­ker. Er trifft auf Mee­ra (Kat­ri­na Kaif), die Toch­ter eines rei­chen indi­schen Unter­neh­mers, bei­de gehen einen Deal ein: Samar lernt Mee­ra sin­gen und Gitar­re­spie­len und sie bringt ihm anstän­di­ges Eng­lisch bei. Dabei kom­men sie sich näher und ver­lie­ben sich, obschon Mee­ra eigent­lich mit einem Eng­län­der ver­lobt ist. Die lieb­li­che Zei­ten ändern abrupt, als Samar mit sei­nem Motor­rad ein üblen Unfall baut und leb­los lie­gen bleibt. Die sehr reli­gi­ös erzo­ge­ne Mee­ra bit­tet Gott in einem Gebet, Samirs Leben zu ret­ten, als Gegen­leis­tung ver­spricht sie dem All­mäch­ti­gen, Samar nie mehr wie­der zu sehen…

Noch bevor der Film ganz zu Ende gedreht war, ist Regis­seur Yash Cho­pra, ein Ver­tre­ter des tra­di­tio­nel­len Bol­ly­wood-Gen­res, 80 jäh­rig gestor­ben. So fehlt in die­sem Film die für Yash Cho­pra fast obli­ga­te Sze­ne in der Schweiz, die zwar geplant war, aber Pro­du­zent (und Sohn und Ehe­mann von Rani M…) Adit­ya Cho­pra ver­zich­te­te dar­auf. Ja, viel­leicht geht mit Yash Cho­pra auch ein Ära zu Ende und der Bol­ly­wood-Film wird sich neu defi­nie­ren?
Damit ist ange­deu­tet, dass JTHJ alle Ele­men­te eines guten Bol­ly­wood-Films hat: Lie­be, Melo­dra­ma, Musik, Span­nung. Und das Dreh­buch ist, trotz den ver­schie­de­nen Zeit­ebe­nen und zwei, drei Logik­lö­chern (wie kommt Aki­ra am Anfang des Films auf die­ses Insel­chen?), logisch und klar auf­ge­baut und hat auch mit üppi­gen drei Stun­den Lauf­zeit kei­ne gros­sen Hän­ger. Span­nung erzeu­gen auch die Bil­der, hier der Stadt­groo­ve von Lon­don und dort die Wei­ten des Hima­la­ya. Unter­stütz wer­den die schö­nen Bil­der von der Musik, es hat unter den Lie­dern von A. R. Rah­man zwei, drei net­te Ohr­wür­mer (Heer…).

Im Grund­ge­dan­ke des Films ist sicher die The­ma­ti­sie­rung der Reli­gio­si­tät, hier geht es, eini­ger­mas­sen erstaun­lich, um christ­li­che Glau­bens­fra­gen, die Mee­ra stän­dig mit sich rum­trägt. Ganz zen­tral ist der Deal mit Gott: Du ret­test Samar und ich ver­zich­te auf mei­ne (unrei­ne) Lie­be zu ihm — und wer­de so gezwun­gen, mei­nen mir anver­trau­ten Eng­län­der zu hei­ra­ten, alles palet­ti! Natür­lich kann man die­sen Deal als über­dreh­ten Quatsch abtun, man kann es aber auch als ziem­lich for­sche Kri­tik an reli­giö­sem Über­ei­fer anse­hen. Dass die Umset­zung die­ses reli­giö­sen Dra­mas nicht gut gelun­gen ist, liegt weni­ger am Dreh­buch, son­dern an der Schau­spie­le­rin Kat­ri­na Kaif. Nein, sie ist kei­ne Dra­ma-Queen, lei­den kann sie sehr schlecht und so wirkt ihr Dilem­ma auch nicht sehr echt. Da hät­te ich mir halt schon ein ande­res Dra­ma-Kali­ber gewünscht, Mee­na Kuma­ri, Kajol, Rani Muk­her­jee? Ganz ande­res Anush­ka Shar­ma als Aki­ra, die ihren Part frech, sexy und manch­mal über­dreht spielt, und das mit einem 80 jäh­ri­gen Regis­seur in Indi­en! Shah­rukh Khan, oder kurz SRK, der nach wie vor erfolg­reichs­te indi­sche Schau­spie­ler, man kann ihn kri­ti­sie­ren, sein Char­gie­ren bemän­geln und ich mag ihn wirk­lich nicht in allen Fil­men. Aber hier spielt der bei­na­he 50 jäh­ri­ge Khan zuerst einen 25 und dann einen 35 jäh­ri­gen. Selbst­ver­ständ­lich sieht er nicht aus wie 25, aber er spielt wie ein 25 jäh­ri­ger und auch der Wech­sel zum älte­ren, vom Schick­sal gezeich­ne­ten Major Samar Anand ist her­vor­ra­gend. Und die Schluss­sze­ne ist nicht nur span­nend, sie hat einen SRK mit staub­tro­cke­nem Humor.
Fazit: Jab Tak Hai Jaan unbe­dingt sehen!