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Kaagaz Ke Phool

Regie: Guru Dutt
Dreh­buch: Abrar Alvi
Musik: S. D. Burman
Dar­stel­ler: Wahee­da Reh­man, Guru Dutt, Kuma­ri Naaz, John­ny Wal­ker, Mahesh Kaul, Vee­na, Minoo Mum­taz, Nilo­far, Ruby May­er, Meh­mood, Mohan Cho­ti, Mun­shi Mun­aqa, Tony Wal­ker, Tun Tun
Län­ge: 153 Min.
Im Kino: 1959
Alter: ab 12
Bewer­tung: ★★★★
For­mat: Ori­gi­nal DVD

Suresh Sin­ha (Guru Dutt) kehrt als alter Mann in sein ehe­ma­li­ges Film­stu­dio zurück und erin­nert sich an sei­ne Zeit als erfolg­rei­cher und gefrag­ter Film­re­gis­seur. Sein Erfolg in der Film­welt geht jedoch auf Kos­ten sei­ner Fami­lie: sei­ne Frau Bina hat sich von ihm getrennt und ver­bie­tet ihm auch den Kon­takt mit Toch­ter Pam­mi. Eben­so wie ihre Eltern passt die Film­welt nicht zu ihrem sozia­len Sta­tus, und vor deren deka­den­tem Ein­fluss gilt es auch Pam­mi zu bewah­ren. Ver­geb­lich kämpft Suresh für das Recht, sei­ne Toch­ter zu sehen. Beruf­lich ist Suresh sehr erfolg­reich, und als er zufäl­lig Shan­ti (Wahee­da Reman) begeg­net, weiss er, dass er sie die idea­le Paro für den Film «Dev­das» ist. Die bei­den ein­sa­men Men­schen kom­men sich näher, aber ihre Lie­be hat kei­ne Chan­ce. Auf Druck von Toch­ter Pam­mi gibt Shan­ti ihre Kar­rie­re als inzwi­schen erfolg­rei­che Schau­spie­le­rin auf, um als Leh­re­rin in einem klei­nen Dorf zu arbei­ten. Ohne Shan­ti gelingt dem Regis­seur Sin­ha nichts mehr, die Miss­erfol­ge häu­fen sich und Suresh ver­fällt zuse­hends dem Alko­hol. Ein letz­tes Mal ver­sucht Shan­ti, den ver­arm­ten und ver­ges­se­nen Regis­seur zu über­re­den, einen Film mit ihr zu drehen.

Kaa­gaz Ke Phool, Papier­blu­me. Im Lied fin­den die Bie­nen kei­nen Nek­tar, der Film jedoch bie­tet Nah­rung fürs Gemüt. Die aus­sichts­lo­se Lie­bes­ge­schich­te, die viel­fach nur ange­deu­tet wird, die Bli­cke, das zurück­hal­ten­de Spiel der bei­den Haupt­dar­stel­ler berüh­ren. Wahee­da Reh­man bezau­bert mit ihrer Schön­heit und Anmut und Guru Dutt, der eben­falls Regie führt, ver­mag ohne gros­se Wor­te und Ges­ten dar­zu­stel­len, wel­che Gefüh­le ihn bewe­gen. Die bei­den sind ein wun­der­ba­res tra­gi­sches Lie­bes­paar (offen­bar waren sie es auch im rich­ti­gen Leben) und ihre Bezie­hung steht im Mit­tel­punkt des Films.
Der Film erscheint anfangs nicht beson­ders «indisch»: Der pfei­fen­rau­chen­de Anzug­trä­ger Sin­ha, die über­heb­li­chen Schwie­ger­el­tern mit ihren ver­hät­schel­ten Hun­den, die Toch­ter, die ihren Vater mit Dad­dy anspricht, Pfer­de­ren­nen und Cock­tail Par­ties — ich wuss­te zuerst nicht genau, ob der Film noch in der Zeit des Raj spielt oder nach der Unab­hän­gig­keit Indi­ens. Aus­ser­dem sind das gna­den­lo­se Film­busi­ness, der Star­kult, Schei­dungs­kin­der, sno­bis­ti­sche Eltern und Män­ner mit Bin­dungs­angst (der über­trie­ben agie­ren­de John­ny Wal­ker, ein Vor­läu­fer von John­ny Lever?) uni­ver­sel­le The­men. Der Film könn­te auch in unse­rem Kul­tur­kreis spie­len. Ein­zig die Lie­der, die zwi­schen­durch gesun­gen wer­den, deu­ten auf Indi­en hin.

Mit Wahee­da Reh­man kommt dann defi­ni­tiv eine neue Qua­li­tät ins Spiel, und ihr Lied «Ek Do Tin», das sie als Dorf­leh­re­rin mit ihren Schü­lern singt, ist ein musi­ka­li­scher Höhe­punkt im Film. Und je ver­trau­ter das Gesicht von Guru Dutt wird, des­to mehr scheint vom zer­ris­se­nen und auch beses­se­nen Cha­rak­ter sei­ner Film­fi­gur durch. Die melan­cho­li­sche Grund­stim­mung, die immer stär­ker spür­bar wird, wirkt nach dem Ende des Films noch lan­ge nach.